пятница, 28 августа 2015 г.

Die Wolgadeutsche

                                   Die Wolgadeutsche


1. Am Vorabend der Deportation In der Literatur gab es bislang nur unzureichende Informationen über das Geschehen auf dem Gebiet der ASSR der Wolgadeutschen in der Zeit unmittelbar vor der Bekanntgabe des Dekrets vom 28. August 1941. Ebenso waren die Begleitumstände der Deportation nur andeutungsweise bekannt und nicht systematisch erfaßt. In früheren Publikationen zu diesem Thema wurde darauf hingewiesen, daß im Laufe der Nachkriegsjahre wiederholt von der Verhaftung und Erschießung von Hunderten,5 von Tausenden, ja sogar von Zehntausenden6 die Rede war. Ferner seien Loyalitätsprüfungen der Bevölkerung durch die Sicherheitsorgane vorgenommen worden. Dazu habe man sowjetische Fallschirmspringer in deutschen Uniformen über der ASSRdWD abgesetzt. In einigen Dörfern seien auch von den Behörden verteilte Hakenkreuzfähnchen bei Hausdurchsuchungen gefunden worden. Führende deutsche Funktionäre und als unzuverlässig eingestufte Dörfer seien daraufhin „umgehend liquidiert worden“.7 Auch in der sowjetischen Presse war Ende 1983 von Fallschirmspringern in deutschen Uniformen die Rede.8 Sowohl in westlichen Veröffentlichungen als auch in jüngsten sowjetischen Publikationen sollen Augenzeugen darüber berichtet haben. Für alle Publikationen zu diesem Thema gilt indes: Genannt wurden weder die Augenzeugen, noch der Ort des Geschehens. In unserer flächendeckenden Befragung gaben 13 von 170 Wolgadeutschen an, sie seien Augenzeugen von Hausdurchsuchungen gewesen. Ein Interviewpartner berichtete über Mißhandlungen. Niemand von den Befragten war Augenzeuge von Erschießungen. Auch gerüchteweise hörte keiner davon. Im Dekret vom 28. August 1941 (siehe Anhang 1a) wurden die Wolgadeutschen der Kollaboration mit dem „Dritten Reich“ beschuldigt. „Tausende und Abertausende Diversanten und Spione“ habe man versteckt. Als Beweis dafür sollten die bereits erwähnten sowjetischen Fallschirmspringer in deutschen Uniformen dienen. Eines der Ziele 5 J. Günther: Rußland von Innen. Konstanz 1959, S. 224. 6 A. Eissner, [A. Bohmann]: Bevölkerungsprobleme im europäischen Osten. Bonn, Brüssel, New York 1965, S. 252. 7 I. Fleischhauer: „Unternehmen Barbarossa“ und die Zwangsumsiedlung der Deutschen in der UdSSR, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 30 (1982), S. 312. 8 H. Wormsbecher: Nemcy v SSSR, in: Znamja, Moskva 1988, Nr. 11, S. 194. Osteuropa-Institut München: Mitteilungen 50/2003 15 dieser Befragung war daher, die Orte festzustellen, an denen diese Fallschirmspringer gesehen wurden. Ein Befragter aus Frank teilte mit, daß behauptet worden sei, die Russen hätten unter der deutschen Bevölkerung Provokationen durchgeführt. In Pfannenstiel (Mariental) und Pankraz habe man russische (sowjetische) Fallschirmspringer in Naziuniformen abgesetzt. Alte Frauen, die zu Hause gewesen seien, hätten diese Fallschirmspringer versteckt und den zuständigen Organen nichts gemeldet. Bis 1964 habe man das geheimgehalten. Nach 1964 hätten sich zwei dieser russischen Fallschirmspringer gemeldet und diese Aktion bestätigt. Bei dieser Geschichte handelt es sich um Gerüchte, die dem Befragten aus Frank irgendwann zu Ohren kamen. Drei Befragte aus Mariental und zwei aus dem nahen Neu-Mariental haben nichts dergleichen berichtet. Allerdings berichtete ein Befragter aus Neu-Mariental, daß die Sicherheitsorgane im Juli 1941 zwei Lehrer mit Schülern, zu denen auch er gehörte, nach deutschen Fallschirmspringern suchen ließen. Diese hätten sich angeblich in den Wäldern und Feldern versteckt. Genaueres über das Auffinden von Fallschirmspringern sei auch diesem Augenzeugen bis heute nicht bekannt geworden. Ein anderer Einwohner von Frank hörte von einem weitläufigen Verwandten, daß in Saratov nach der Deportation der deutschen Bevölkerung eine Kommission gebildet worden sei, welche die angeblichen „Verbrechen“ der Deutschen feststellen sollte. Dieser Kommission seien einige Waffendepots mit alten Gewehren gezeigt worden. Eine an dieser Kommission beteiligte Frau, von der diese Information stammte, habe aber gemerkt, daß es sich jeweils um dieselben Gewehre handelte. Sie hatte sich die Fabriknummern der Gewehre notiert. Daraus schloß sie, daß diese Depots vom NKVD selbst angelegt worden seien. Es war somit nicht möglich, die angeblichen Vorgänge zu verifizieren. Dies schließt zwar nicht ganz aus, daß sie nicht doch stattgefunden haben. Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist jedoch gering. Die Bevölkerung der Wolgarepublik blieb nach übereinstimmenden Berichten unserer Befragten und von Augenzeugen in der sowjetischen Presse vor und während der Deportation ruhig


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