четверг, 20 ноября 2014 г.

Deutsches Sibirien

Deutsches Sibirien

Russlanddeutsche appellieren an Merkel und Putin

Der Dialog zwischen Deutschland und Russland, für den sich gestern Frank-Walter Steinmeier und Sergej Lawrow ausgesprochen haben, ist nicht zuletzt mithilfe der Russlanddeutschen möglich. Die Volksgruppe sei eine einmalige Kulturbrücke zwischen den Staaten, noch seit dem Manifest von Katharina der Großen gewesen und müsse es auch weiter bleiben. Mit diesen Worten wandten sich die Teilnehmer des jüngsten Forums der Russlanddeutschen an Angela Merkel und Wladimir Putin in einem offiziellen Schreiben.

Leicht war die Nationalfrage in Russland nie. Es gibt keine einheitliche Kultur, die für alle gilt. Aber es gibt auch keine, die in Russland zugrundegehen musste. Das Leben von rund 150 Nationen in einem Land – in Russland war es immer schon möglich und sogar selbstverständlich – zugleich aber kompliziert. Wie kann ein Staat so viele Nationen in sich vereinen, ohne die Minderheiten zu gefährden? Und wie kann ein Volk sein Nationalbewusstsein wahren, ohne den Staat selbst in Frage zu stellen? Diese Frage begleitet die Geschichte Russlands seit Jahrhunderten. In der russischen Republik Tatarstan z. B. hat man einen eigenen tatarischen Pass, man spricht offiziell Tatarisch und glaubt an Allah. Dabei versteht sich Tatarstan als ein Bestandteil der großen russischen Welt. Bei den meisten sibirischen und kaukasischen Regionen sieht es genauso aus. Aber es gibt auch Völker, die zwar zu Russland gehören, bleiben aber kulturell mit einem anderen Land so stark verbunden, dass sie ohne intellektuelle Verknüpfung mit dem Ausland ihre Identität verlieren können. Dazu gehören die
Russlanddeutschen. Seit der Herrschaft von Katarina der Großen leben die Russlanddeutschen in Russland – seit rund 80 Jahren haben sie keine eigene Autonomie mehr. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurden die Russlanddeutschen offiziell der Beihilfe zum Faschismus beschuldigt. Erst 1964, vor 50 Jahren, nahm der Staat alle Vorwürfe zurück. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion haben sich viele entschieden, in die Bundesrepublik auszuwandern. Doch für die Deutschen waren sie fremd. Die zweite Option war – in Russland zu bleiben. Aber was der Nation in Russland am meisten fehlt – ist die Sprache. Es gibt keine deutsche Autonomie in Russland, aber es gibt viele deutschen Siedlungen, wo laut Gesetz Deutsch in den Schulen beigebracht werden muss. Alle sprachlichen Schwierigkeiten der Russlanddeutschen liegen daran, dass sich die Bevölkerung selbst damit nicht genug beschäftigt, behauptet Olga Martens,
Vizevorsitzende der internationalen Union der deutschen Kultur: "Die Sprache, die in den Schulen gesprochen wird, bestimmen die Menschen in den Regionen selbst. Gesetzlich ist es in Russland möglich. Auch eine Nationalschule. Dafür müssen aber die Eltern dem Direktor der Schule Bescheid sagen, dass in einer Siedlung die Russlanddeutschen leben, die eine deutsche Schule wollen. Was ist eigentlich das Problem? Das ist ein Problem, das sich die Russlanddeutschen selbst schaffen. Lesen sie doch die Gesetze, das liegt an der Region und an den Eltern." Im Gebiet Omsk wohnen 50.000 Russlanddeutsche – ein Phänomen der gespaltenen Kultur. Selbst der Name verrät die Zugehörigkeit zu zwei Staaten, die sich kulturell stark unterscheiden; Deutsche, die Jahrzehnte lang ohne Verbindung zu ihrer Heimat in Russland leben, Russland als ihre Heimat verstehen und sich Deutsche nennen. Eine Lösung ist der digitale Raum, wo sich die Russlanddeutschen auch mit Deutschen unterhalten können. Olga Martens hat daran mitgewirkt, diesen Raum in Russland zu schaffen. Doch es gibt Vorwürfe, sie hätte die Idee einer deutschen Republik gegen eine digitale Republik eingetauscht. "Die digitale Welt ist für uns natürlich eine Ersatzwelt. Aber sie hilft, unsere Identität zu wahren. Außerdem ist es auch nicht so leicht, in riesigem Russland sich persönlich zu unterhalten. Aber
die Frage bleibt immer noch, wie kann man das möglich machen?.."Die Ansprüche der Russlanddeutschen mögen irrational vorkommen. Selbst wenn die sprachlichen Schwierigkeiten überwunden werden, kann eine solche Kultur auf Dauer auf fremdem Boden existieren, ohne künstlich aus dem Ausland unterstützt zu werden? Die Gesetzgebung Russlands macht es möglich, doch dafür muss die Initiative der Russlanddeutschen schon stark genug sein, um Deutsch als Muttersprache beherrschen zu können und damit ihre Ansprüche auf eine nationale Republik geltend zu machen. Im Rahmen des 13. Forums der Russlanddeutschen wurde noch einmal bestätigt, dass der Sitzfleiß und die gesellschaftliche Aktivität nicht durch eine Diskussion ersetzt werden können. Auch die Kultur muss gepflegt werden. Insbesondere gilt es für die Kultur, die ihren Ursprung im Ausland nimmt.

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